Interview

Im Gespräch mit Martin Schneider

Der Leiter der Geschäftsstellen Nord- und Ostbayern, der mit seinem Team das BBIV-Büro im Building Lab beziehen wird, über das Bau- und Zukunftsprojekt.

Das Building Lab ist als studentischer Wettbewerb in Kooperation mit der OTH Regensburg, der Universität Regensburg und der TU München entstanden. Woher kam dieser Impuls? Und wie bewerten Sie den Prozess, Herr Schneider?

Die spannenden Themen liegen immer an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen. Es braucht alle Expertisen, also Architektur, Bauingenieurwesen und Immobilienwirtschaft aber auch Handwerk und das Know-how der Lieferketten, damit ein gutes Bauwerk entstehen kann. Das ist ja auch der Clou an BIM bzw. an der Digitalisierung insgesamt: Das Know-how aller Beteiligten – übersetzt in Daten – wird systematisch in einem digitalen Zwilling zusammengeführt. Beim Building Lab war deshalb Interdisziplinarität von Beginn an Teil des Konzepts.

Wir wollen das Getriebe am Bau neu und besser in Bewegung bringen.

Warum ist das Building Lab wichtig für die Zukunft des Bauens? Und was erhoffen Sie sich persönlich davon?

Das Building Lab wird der Ort sein, an dem möglichst viele Begegnungen von Know-how-Trägern für besseres Bauen stattfinden. Im Building Lab wollen wir Menschen, Institutionen und die gesamte Welt des Bauens zusammenbringen. Innerhalb eines Bauprojekts, aber im übertragenen Sinne auch zwischen den zahlreichen Regelwerken und Organisationen der Wertschöpfungskette Planen-Bauen-Betreiben von Bauwerken und Infrastruktur haben wir heute noch viel Sand im Getriebe: Daten sind inkompatibel, es gibt Kommunikationsprobleme und auch Doppel- oder sogar Mehrfacharbeit. Das Building Lab-Motto „Bauen – neu gedacht“ ist so zu verstehen: Wir wollen das Getriebe am Bau neu und besser in Bewegung bringen. Das ist nicht nur für den Bau von größtem Interesse. Ob Energiewende, Verkehrswende, Nachhaltigkeit oder Wohnungsversorgung – alle großen Aufgaben der Gesellschaft sind ohne den Bau nicht zu lösen.

Vor genau diesem Hintergrund sind die zukünftigen Wirkungsbereiche des Building Labs vielfältig:

  • als Innovationszentrum für die Digitalisierung des Bauens
  • als Aus- und Weiterbildungsstätte
  • als Ort der Begegnung und des interdisziplinären Denkens
  • als Raum, der die Kompetenz und Leistungsfähigkeit einer ganzen Branche erlebbar macht


Haben Sie einen Fokus, der Ihnen besonders am Herzen liegt? Und wenn ja, warum?

Richtig, die Digitalisierung durchdringt zunehmend alles, was wir am Bau tun und erst recht alles, was man für gutes Bauen benötigt: Ausbildung und lebenslanges Lernen, Technik, Betriebswirtschaft und Vertragswesen sowieso. Als Standort der Ostbayerischen Technischen Hochschule OTH Regensburg hat das Building Lab seine Schwerpunkte sicher in den Bereichen Aus- und Fortbildung sowie Angewandte Wissenschaft und Technologie. Für den Bauindustrieverband bietet das Building Lab die große Chance, als Begegnungsstätte vor allem für regionale Netzwerke, aber auch für übergreifende und grundlegende Dialoge zu dienen.

Genau: Ihre Geschäftsstelle des BBIV wird hier ihr neues Büro beziehen. Was versprechen Sie sich von diesem Standort auf dem TechCampus und von der Ausrichtung des Gebäudes als Gesamtkonzept für den BBIV?

Der Bauindustrieverband wird mit seiner Geschäftsstelle im Building Lab sichtbarer, transparenter und auch erreichbarer. Anders als viele andere Industrien ist beim Bauen die Baustelle also die Produktionsstätte stets öffentlich wahrnehmbar. Baustellen und sehr viele Produkte der Bauindustrie sind insgesamt öffentlich und nicht selten ebenso mit Erwartungen wie auch Vorurteilen befrachtet. Der Bauindustrieverband wird im Building Lab nicht nur aktiver Anbieter von Informationen und dem Dialog zum Bauen sein: Er wird für seine Partner und Adressaten auch direkt ansprechbar. Das ist neu und wir sind sehr gespannt, wie das funktionieren wird.

Und wie wird der BBIV das Building Lab als Plattform des Austauschs etablieren? Gibt es dafür konkrete – zum Beispiel – Veranstaltungspläne?

Viele Formate – etwa verbandliche Gremien – gibt es ja schon seit langem. Der Bezirksverband Ostbayern beispielsweise ist seit vielen Jahren aktiv und hat stets auch öffentliche Dialoge, Veranstaltungen und Baurunden angeboten. Das wird jetzt im Building Lab natürlich zunächst mal einfacher. Wenn wir diese Angebote nun künftig im Building Lab haben, gewinnen sie eine neue Qualität. Darüber hinaus entstehen natürlich auch Spielräume für neue Formate und übergreifende Aktivitäten, die auch nicht ausschließlich vom Verband kommen werden. Denn auch die Fakultät Bauingenieurwesen der OTH ist ja im Building Lab zu Hause und wird hier selbst aktiv.

Man kann die hybride Nutzung des Building Labs mit Laboren, Mieteinheiten und der Geschäftsstelle auch sinnbildlich für die Vernetzung von Bauwirtschaft und Wissenschaft, von Niederlassung und Uniumfeld betrachten. Was denken Sie, wohin führt der Weg dieser Verbindung in den nächsten 5 bis 10 Jahren?

Wissenschaft und Wirtschaft, Verwaltung und Politik, Handwerk und Industrie stehen schon seit Jahren nicht mehr getrennt als gesellschaftliche Säulen nebeneinander. Gerade das Erfolgsmodell der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zeigt ja seit Jahrzehnten, wie fruchtbar eine Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg ist. Auch die zunehmende Spezialisierung von Betrieben, Planern und Lieferketten läuft seit Jahrzehnten und wird sicher auch in den kommenden Jahren weitergehen. Die Zusammenarbeit über die Grenzen einzelner Fachdisziplinen, Organisationen und Regelwerke hinweg wird entsprechend noch zunehmen. Und für genau diese Zwecke ist Building Lab gedacht. Es hat die besten Voraussetzungen, ein besonders kreativer Ort zur Lösung der wichtigsten Zukunftsfragen unseres Gemeinwesens zu werden.

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